Forschungsprojekt »Green Hospital«
Wie Krankenhäuser ihre Emissionen reduzieren
Krankenhäuser benötigen viel Energie und Material und haben dadurch einen großen negativen Einfluss auf die Umwelt. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML haben deshalb eine Analyse durchgeführt, die aufzeigt, wo sich Emissionen einsparen und gleichzeitig Kosten senken lassen.
Ein einziges Krankenhaus verbraucht etwa so viel Energie wie eine Kleinstadt: Prozesse wie die Beschaffung und Verteilung von Medikamenten, Wäsche und Essen sowie der Patiententransport sind aufwändig, müssen aber gleichzeitig zu jeder Zeit die Gesundheit der Patienten gewährleisten. Im Forschungsprojekt »Green Hospital – Ressourceneffizienz in Schweizer Krankenhäusern«, das im August 2021 abgeschlossen wurde, analysierten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, welche Abläufe in Krankenhäusern einen großen Einfluss auf die Umwelt haben. Gemeinsam mit der Forschungsgruppe Ökobilanzierung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften sowie dem Institut für Wirtschaftsstudien Basel untersuchten die Forscher des Fraunhofer IML anschließend, wie sich diese Prozesse optimieren lassen.
»Die Ergebnisse der Studie können auch auf deutsche Krankenhäuser übertragen werden. In beiden Ländern sind viele Prozesse nur unzureichend automatisiert, was mit mehr Arbeit für das Personal verbunden ist«, erklärt Dr. Sebastian Wibbeling, Abteilungsleiter Health Care Logistics am Fraunhofer IML. »Die Digitalisierung von Krankenhäusern bietet viele Möglichkeiten: Prozesse oder Materialbestellungen können zum Beispiel vereinheitlicht und dadurch Materialverbräuche besser gesteuert, Verwurf vermieden und die Mitarbeiter entlastet werden.«
Wie sich die Prozesse in Krankenhäusern optimieren lassen, zeigten die Forscher in ihrer Studie unter anderem am Beispiel des Essens auf: »Wir fanden heraus, dass es eine wichtige Rolle spielt, in welcher Reihenfolge die Menüs bei der Bestellung aufgelistet werden: Stehen vegetarische und vegane Gerichte ganz oben, werden sie häufiger ausgewählt, da sich viele Patienten für die erste Option entscheiden«, erklärt Andrea Raida, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IML. Vegetarische und vegane Gerichte haben wiederum einen geringeren Umwelt- und CO2-Fußabdruck. Auch ein breiteres Angebot an vegetarischen Menüs oder fleisch- und fischfreie Tage könnten von den Krankenhäusern umgesetzt werden, schlagen die Forscher vor.
Wenn Lebensmittelverschwendung vermieden werden kann, hat das ebenfalls einen positiven Effekt auf die Umweltbilanz des Krankenhauses. Dafür empfehlen die Forscher, kleinere Portionsgrößen anzubieten, die Patienten mit weniger Hunger auswählen können. Aufwändiger, aber ebenfalls effektiv ist den Wissenschaftlern zufolge ein Speisenbestellsystem. Patienten können damit einzelne Teile des Gerichts vorher streichen oder ersetzen. Eine Studie in zwei Krankenhäusern zeigte, dass sich damit der Lebensmittelverschwendung vorbeugen ließe: In einem Krankenhaus mit Speisenbestellsystem wurden nur zwei Prozent der Gerichte unangetastet zurückgeschickt, in einem Krankenhaus ohne das System waren es neun Prozent.
Das Projekt startete im September 2017. Vier Praxispartner nahmen an dem Projekt teil, das vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert wurde: die Insel Gruppe, das GZO Spital Wetzikon, das Universitätsspital Genf und die Privatklinikgruppe Hirslanden.
Das Forschungsprojekt wurde im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms »Nachhaltige Wirtschaft: ressourcenschonend, zukunftsfähig, innovativ« (NFP 73) des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) durchgeführt.
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