Florian Paffrath & Julian Brinkmeyer | Lehrstuhl für Unternehmenslogistik

Die Nutzung von digitalen Technologien und Innovationen sind ein maßgeblicher Faktor zum Aufbau von Resilienz bzw. zur Bewältigung von Krisenzeiten. Diese können zum einen zur effektiveren Identifikation und Vorbeugung von Krisen, z.B. durch Forecasting oder Risikomonitoring, dienen. Zum anderen können digitale Technologien genutzt werden, um Krisen zu bewältigen bzw. sich zu erholen, indem beispielsweise nicht vorhandene Kapazitäten schnell und effizient an andere Organisationen verteilt werden können.

Zur Entwicklung von digitalen Lösungen benötigen Unternehmen Kapazitäten für das Innovationsmanagement – genau die fehlen jedoch insbesondere in Krisenzeiten. Stattdessen übernehmen Einkäufer*innen häufig die Rolle der Krisenmanager*innen, um kurzfristig Problemstellungen wie Lieferantenausfälle zu beheben. Jede Krise kann dabei zwar individuelle Problemstellungen mit sich bringen, dennoch stehen viele Unternehmen in Krisenzeiten ähnlichen Herausforderungen gegenüber. Daher macht es für Unternehmen Sinn, in Krisenzeiten an einem Strang zu ziehen und gemeinsam Lösungen in Form von digitalen Innovationen zu entwickeln. Dazu müssen Unternehmen strategisch über den reinen Wettbewerb hinausdenken und Koopetition (die Kombination aus Kooperation und Wettbewerb) als Verhalten erlernen.

In Open Source Foundations bzw. Communities wird diese Form der Zusammenarbeit bereits gelebt. Insbesondere in nutzerzentrierten Open Source Foundations kommen Unternehmen zusammen, um gemeinsam Open Source Lösungen (Software oder Hardware) für den Einsatz im operativen Geschäftsbetrieb zu entwickeln. Dabei können Unternehmen nicht nur Kosten sparen – die Communities sind als externe Ressource außerdem in der Lage, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren und die Handlungsfähigkeit in Krisenzeiten zu gewährleisten. Aufgrund der Verbreitung von Lösungen als Open Source Software bzw. Hardware, sind die Lösungen für alle Unternehmen frei zugänglich und können je nach Einsatzszenario erweitert und erneut verbreitet werden.

Die Involvierung in Open Source Communities stellt für Unternehmen eine neue Form der Organisation dar, die eine weitere Alternative zur traditionellen Make or Buy Entscheidung darstellt.  Unternehmen müssen sich daher in Zukunft schon im Zuge des Risikomanagements mit neuen Strategien, Methoden und Praktiken beschäftigen, um die Aktivitäten hinsichtlich Open Source steuern zu können. Auf strategischer Entscheidungsebene müssen Unternehmen beispielsweise eine geeignete Form der Involvierung in Communities finden, während operative Herausforderungen durch technische Fragestellungen sowie Rechtsfolgen durch Lizenzen bei der Integration berücksichtigt werden müssen. Aktuelle Forschungsprojekte wie beispielsweise die Silicon Economy führen diese Herausforderungen zusammen und leiten aus den bisherigen Projekterfahrungen Handlungsempfehlungen für Unternehmen mit Aktivitäten hinsichtlich Open Source ab.

Für wissenschaftlich Interessierte

Literaturverzeichnis

  • Hosseini, S., Barker, K., Ramirez-Marquez, J. E., 2016. A review of definitions and measures of system resilience. Reliability Engineering & System Safety, 145, 47-61.
  • Küffner, C., Münch, C., Hähner, S., Hartmann, E., 2022. Getting back into the swing of things: The adaptive path of purchasing and supply management in enhancing supply chain resilience. Journal of Purchasing and Supply Management, 28 (5).
  • Ponomarov, S. Y., Holcomb, M. C., 2009. Understanding the concept of supply chain resilience. The international journal of logistics management, 20 (1), 124-143.

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