Die Circular Economy im Blick

Nachhaltigkeit in der Logistik

Informationen aus der Forschung

Das Konzept der Circular Economy erhält in den letzten Jahren eine immer stärkere Aufmerksamkeit. Angesichts einer zunehmenden Verknappung von Rohstoffen und den Herausforderungen von Klimawandel und Umweltschutz soll die Circular Economy einen Beitrag dazu leisten, eine nachhaltige, CO2-arme, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft zu schaffen. Am Fraunhofer IML sorgen wir mit zahlreichen Forschungsprojekten und -initiativen dafür, dass die Logistik fit wird für die »Circular Economy«.

Symbole für nachhaltige Transportmittel in der Nachhaltigkeit und Logistik, dargestellt vor einer grünen Baumlandschaft.
© Antony Weerut - stock.adobe.com

Im deutschen Sprachgebrauch wird der Begriff Circular Economy oft synonym mit Kreislaufwirtschaft verwendet bzw. entsprechend übersetzt. Die Kreislaufwirtschaft deckt aber in der Regel nur die Abfallentsorgung und das Recycling ab. Der Ansatz der Circular Economy geht darüber hinaus und verfolgt eine ganzheitliche, zirkuläre Wirtschaftsweise. Leitgedanke ist es, Rohstoffe weitgehend abfall- und emissionsfrei so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf zu halten. Dazu müssen ausgediente Produkte bzw. Materialien nach ihrer ursprünglichen Nutzung auf einer höchstmöglichen Wertschöpfungsstufe gehalten werden. Die Rückführung und Aufbereitung der Materialien ist eine Kernaufgabe der Logistik.

 

Die Beziehungen zwischen Produzenten und Zulieferern in (globalen) Wertschöpfungsnetzwerken fokussieren in einer Circular Economy nicht mehr primär auf die Produktionsprozesse und das Endprodukt, sondern werden aus dem Blickwinkel der Kreislaufführung geplant. Eine der größten Hürden für die Circular Economy ist daher die Organisation der Zusammenarbeit aller Akteure über verschiedene Wertschöpfungsstufen hinweg. Ein gemeinsames Verständnis für die Prozesse der Partner ist daher die Grundlage für eine gelingende Zusammenarbeit.

 

Zur Umsetzung einer zirkulären Wirtschaftsweise stehen – neben Ansätzen zum recyclinggerechten Produktdesign und neuen Geschäftsmodellen – angepasste Logistikkonzepte zur Koordinierung der Stoff- und Informationsflüsse auf der Forschungsagenda. Einzelne Forschungsprojekte widmen sich speziellen Anwendungs- bzw. Einsatzbereichen, etwa nachhaltigen Kunststoffwertschöpfungsketten oder ökologischen IoT-basierten Konzepten für Häfen.

Wie kann die Logistik die Circular Economy treiben?

Die Logistik ist für das Gelingen der Circular Economy entscheidend, da sie die Verknüpfung der verschiedenen Wertschöpfungsstufen über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg ermöglicht. Dies umfasst neben Konzepten zur Lebensdauerverlängerung u.a. integrierte Logistikkonzepte für die Ver- und Entsorgung sowie eine verbesserte Bestandsführung. Darüber hinaus sind verlässliche Aussagen über Verfügbarkeiten von Sekundärmaterialien ebenso wichtig wie die Steuerung der Produktströme gemäß den Prinzipien des Supply Chain Managements. Zudem kann die Logistik mit neuen und innovativen Ansätzen einen zentralen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit des Wirtschaftssystems leisten. Gleichzeitig wird Rückführung von Materialien zu einer Kernaufgabe der Logistik.

Welche Forschungsinitiativen und -projekte stehen für mehr Nachhaltigkeit in der Logistik?

Die großen Initiativen und Forschungsprojekte am Fraunhofer IML betrachten das Thema Nachhaltigkeit aus einer ganzheitlichen Perspektive: ökonomisch, ökologisch und sozial.

Logo der Silicon Economy, das innovative Ansätze zur Förderung von Nachhaltigkeit in der Logistik repräsentiert.

Mit der Silicon Economy – einem der größten Forschungsprojekte des Instituts – wird die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit durch einen technologiezentrierten und technikoptimistischen Ansatz unterstrichen. KI-basierte Plattformökosysteme dienen hier als Werkzeuge beziehungsweise Instrumente für eine nachhaltige Logistik. »Die konsequente Umsetzung der Silicon Economy führt zu mehr Nachhaltigkeit in Logistik und Supply Chain Management«, so Christian Prasse, Leiter der strategischen Institutsentwicklung. Im Fokus stehen dabei Softwareanwendungen zur Datenerfassung und Prozessoptimierung mittels KI. Beispielhafte Projekte sind etwa eine neuartige Volumenvermessung von Ladungsträgern im Transport oder das Tracking logistischer Objekte. Simulation, KI und innovative Sourcing-Strategien werden zu Ausgangspunkten für resiliente Lieferketten und Versorgungssicherheit.

Zur Silicon Economy Website

 

 

Auch die Projekte zur menschengerechten Gestaltung der Wirtschaft von morgen im Rahmen einer »Social Networked Industry« tragen dem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung. »Moderne Technik wie Assistenzsysteme, Roboter und Exoskelette, die den Menschen bei körperlich belastenden oder stressigen Arbeiten unterstützen, sowie digitale Technologien wie Virtual oder Augmented Reality, die für das Training von Mitarbeitenden eingesetzt werden, sorgen dafür, dass sich die Arbeit dem Menschen anpasst«, erläutert Dr. Veronika Kretschmer, Diplom-Psychologin und Spezialistin für Kognitive Ergonomie, ihr Verständnis von sozialer Nachhaltigkeit. Am Institut haben Unternehmen heute die Möglichkeit, im Rahmen sogenannter »Quick-Checks« zahlreiche Unterstützungsangebote für ihre Mitarbeitenden insbesondere im Bereich der Intralogistik kennenzulernen und zu testen.

Zur »Social Networked Industry«

Symbolisch für das Pace Lab und für die Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Logistik - Ein Mitarbeiter im Logistikbereich arbeitet in einer modernen Lagerhalle, beleuchtet von farbigen Lichtstrahlen.
© Fraunhofer IML - Michael Neuhaus
Grafische Darstellung, die Kommunikation, Energie und Ideen symbolisiert, um die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Logistik zu fördern.

Das Innovationslabor für Batterie-Logistik in der E-Mobilität, kurz InnoLogBat, betrachtet die Beziehungen zwischen Produzenten und Zulieferern der Automobilindustrie mit Blick auf den gesamten Kreislauf und steht damit beispielhaft für die Circular Economy. »Ausgediente und defekte Materialien müssen nach deren Nutzung auf der höchstmöglichen Wertschöpfungsstufe gehalten werden«, so Dr.-Ing. Arkadius Schier, stellvertretender Abteilungsleiter Software & Information Engineering am Fraunhofer-IML und Leiter des InnoLogBat. »Zur Koordinierung der Stoff- und Informationsflüsse entwickeln wir daher angepasste Logistikkonzepte der Kreislaufwirtschaft.«

Zur InnoLogBat Webseite

Wie die nachhaltige Transformation einer gesamten Wertschöpfungskette unter Prinzipien der Circular Economy erfolgen kann, erforscht das Institut als einer von sechs Partnern auch im Fraunhofer Cluster of Excellence Circular Plastics Economy CCPE.

Zur Website Fraunhofer CCPE

Fraunhofer CCPE Logo auf grauem Hintergrund - symbolisierend für die Nachhaltigkeit der Logistik
© Fraunhofer CCPE

Welche Lösungen entwickeln wir für eine nachhaltige Logistik?

Auf unserer Agenda steht die Entwicklung und Erprobung wegweisender Technologien, Modelle und Konzepte, mit denen wir die Logistik in ihrer Gesamtheit in die Lage versetzen wollen, nachhaltiger zu werden.

 

Emissionsfreie Stadtlogistik

Forschende des Fraunhofer IML haben eine Toolbox zur Entscheidungsunterstützung entwickelt, um Behörden und Branchenakteure bei der Planung von bedarfsgerechten, emissionsfreien städtischen Logistiklösungen zu unterstützen.

 

Energieeffiziente Logistikstandorte

Energieverbrauch, Austritt von Kältemittel und Transportverpackungen: Die GILA-Marktstudie gibt Aufschluss zur Energieeffizienz von Logistikstandorten und identifiziert klare Anknüpfungspunkte für mehr Nachhaltigkeit.

 

Ergonomie in der Kommissionierung

Der ergonomische Ressourcenplaner ERiK, entwickelt im gleichnamigen Forschungsprojekt, ermöglicht eine intelligente Steuerung von Aufträgen und Personalressourcen in der Kommissionierung unter Einbeziehung von Artikel- und Umgebungsfaktoren oder Personenmerkmalen.

 

Gesetzeskonforme Nachhaltigkeitsberichte

Die im Projekt Sustainalyze entwickelte Software soll Unternehmen dabei helfen, Lücken in ihren Nachhaltigkeitsberichten durch den Vergleich mit Wettbewerbern zu schließen und bei der Auswahl von nachhaltigen Partnern helfen.

 

Geräuscharme Logistik

Das Fraunhofer IML gehört zu den Pionieren und Vorreitern der geräuscharmen Logistik. Auf der Agenda stehen die Erforschung von Möglichkeiten, gewerbliche Transporte in Tagesrandzeiten zu verlegen, sowie im »Handbuch Geräuscharme Logistik« zu Lärmemissionen von alternativ angetriebenen, vor allem batterieelektrischen, Nutzfahrzeugen.

 

Transparenz in den Lieferketten

Mithilfe innovativer Technologien wie Blockchain, Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge und geografische Informationssysteme lassen sich Informationen entlang von Lieferketten unter Wahrung der Datensouveränität strukturiert zusammenführen.

Wie können Unternehmen Forschungspartner werden?

In unseren öffentlich geförderten Forschungsprojekten entwickeln wir Lösungen für konkrete Herausforderungen der Logistik. Um die Praxisnähe dieser Lösungen zu gewährleisten, suchen wir regelmäßig Unternehmen – insbesondere auch kleine und mittlere Unternehmen – als Anforderungsgeber oder für Pilotprojekte. Interessierte Unternehmen können uns dazu jederzeit ansprechen.

Ansprechpartner

Christian Prasse

Contact Press / Media

Dipl.- Logist. Christian Prasse

Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik
Joseph-von-Fraunhofer-Str. 2-4
44227 Dortmund

Telefon +49 231 9743-269

Kerstin Dobers

Contact Press / Media

Dr.-Ing. Kerstin Dobers

stellv. Abteilungsleitung Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
Joseph-von-Fraunhofer-Str. 2-4
44227 Dortmund

Telefon +49 231 9743-360