Open Source für »100 % Logistik«:
Digitalisierung made by Open Source

Informationen aus der Forschung und für Unternehmen

Welche Chancen liegen für die Logistik in der Open Source- Technologie?

Mehr als drei Millionen Organisationen nutzen sie, mehr als 65 Millionen Menschen arbeiten mit ihr, mehr als 200 Millionen Speicherorte für Open Source Software (kurz OSS) gibt es weltweit. Diese Zahlen zeigen: Open Source ist weltweit und auch in Deutschland ein fester Bestandteil der digitalen Wirtschaft und heute auch Bestandteil nahezu jeder Software und somit sämtlicher Innovationsprozesse. Gerade in der Logistik ist das mit der Entwicklung und Nutzung von Open Source Software verbundene Potenzial enorm. Open Source-Softwarelösungen können in verschiedensten Bereichen eingesetzt werden, etwa im Warenmanagement, im Supply Chain Management (SCM), in der Frachtverfolgung, für Lagerverwaltungssysteme (WMS) oder Transportmanagement-Systeme (TMS).

Das Bild zeigt eine Nahaufnahme einer Tastatur vor einem Monitor, der mit leuchtenden, blauen Daten und Zahlen gefüllt ist, während im Hintergrund unscharfe, farbige Lichter eine technische Atmosphäre schaffen.
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Das Fraunhofer IML fördert Open Source auch deshalb mit Nachdruck, um De-Facto-Standards für logistische Dienstleistungen zu schaffen – sogenannte Commoditys, mit denen Unternehmen kein Geld verdienen. Beispiele dafür sind digitale Transportdokumente oder Track&Trace-Services. »Die Logistik krankt momentan noch daran, dass für bestimmte gut standardisierbare und nicht wettbewerbsdifferenzierende Dienste und Anwendungen jedes Unternehmen seine eigene Lösung entwickelt – mit eigenen Ressourcen und auf eigene Kosten. Besser wäre es, wenn alle auf dieselbe Open Source-Lösung setzen bzw. zumindest auf einer gemeinsamen Lösung aufsetzen und diese für ihr Unternehmen bzw. auf ihre Anwendung anpassen würden«, sagt Christian Prasse, Leiter strategische Entwicklung am Fraunhofer IML. Vor diesem Hintergrund hat das Institut im Rahmen des Großforschungsprojekts Silicon Economy auch die Gründung der industriefinanzierten Open Logistics Foundation vorangetrieben. Die Non-Profit-Organisation macht sich nicht nur in Deutschland, sondern international als unabhängige und neutrale Koordinierungsstelle für Open Source-Projekte in der Logistik stark. Das Fraunhofer IML gehört zu den strategischen Mitgliedern der Stiftung.

Welche Vorteile bietet Open Source Software der Logistik konkret?

Programmiercode abstrakte Technologie Hintergrund von Software-Entwickler und Computer-Skript
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Open Source Software ist Software, deren Quellcode öffentlich zugänglich ist und daher von jedem eingesehen, verändert und weiterverbreitet werden kann. Bereits heute basieren fast alle Softwareentwicklungen auf Open Source. Das Modell fördert Zusammenarbeit und Innovation, da Entwickler und Entwicklerinnen weltweit zur Verbesserung beitragen können. Viele Open Source-Projekte werden von vornherein gemeinschaftlich – im Verbund von Unternehmen – entwickelt, andere durch einzelne Unternehmen vorangetrieben. Die gemeinschaftliche Entwicklung führt generell zu einer Steigerung der Entwicklungsgeschwindigkeit sowie zur Reduzierung von Aufwänden. Gleiches gilt auch bei der Nutzung von Open Source Software.

Die Sicherheit von Open Source Software ist gleichwohl immer wieder Gegenstand von Diskussionen in Unternehmen und führt zur Verunsicherung. Experten zufolge gilt Open Source jedoch grundsätzlich als sehr sicher, oft sogar sicherer als proprietäre Software. Denn der Code unterliegt in der Regel Reviews einer größeren Community, sodass Sicherheitslücken schneller identifiziert und behoben werden. Das Fraunhofer IML begleitet den Prozess der Entwicklung und Nutzung von Open Source Software mit dem institutseigenen Open Source Programm Office (OPSO) umfassend und setzt dabei hohe Qualitätsstandards.

Blockchain-Konzept - Kette besteht aus Netzwerkverbindungen . 3d Rendering
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5 gute Gründe für Open Source in der Logistik

In der Logistikbranche ist die Interoperabilität zwischen verschiedenen Softwarelösungen entscheidend, um einen effizienten Informationsaustausch und optimierte Prozesse zu gewährleisten. Open Source Software wird so entwickelt, dass sie sich problemlos mit anderen Systemen und Technologien integrieren lässt. Darüber hinaus bietet sie in der Regel mehr Flexibilität bei der Integration als proprietäre Software.

 

Ob gemeinschaftliche Entwicklung oder individuelle Nutzung: Open Source Software bietet eine Reihe von Vorteilen, auf die viele Unternehmen seit Jahren setzen. Die wichtigsten Gründe, die aus Sicht des Fraunhofer IML gerade mit Blick auf die Logistik für Open Source sprechen, sind:

Reduzierung von Entwicklungszeiten und -kosten

Hohe Anpassbarkeit der Software an Anforderungen des Unternehmens

Steigerung der Innovation durch offene Kooperationsstrukturen

Schaffung von unternehmensübergreifenden (De-Facto-)Standards in der Logistik

Keine Abhängigkeit von bestimmten Anbietern mehr

Zum Nachlesen: Open Source in der Logistik

Strategisches Vorgehen

Die acatech-Expertise »Open Source als Innovationstreiber für Industrie 4.0« des Fraunhofer IML richtet sich mit einer Leitlinie für unternehmerisches Open Source-Handeln konkret an Führungskräfte in der Industrie.

ZUR EXPERTISE

Praktische Unterstützung

Die am Fraunhofer IML entwickelten »Musterkarten« zum Thema Open Source zeigen auf, welche Geschäftsmodelle sich Unternehmen mit Open Source bieten.

ZU DEN MUSTERKARTEN

Unser Forschungs und Leistungsangebot

Unser Angebot für Unternehmen

Das Fraunhofer IML unterstützt Unternehmen entsprechend ihres digitalen Reifegrads bei der Entwicklung und Nutzung von Open Source Software. Die Angebote sind breit gefächert – von  Workshops, in denen sich Unternehmen initial mit der Thematik vertraut machen können, bis hin zu Open Labs, in denen sie gemeinsam mit Mitbewerbern Open Source Software für konkrete Anforderungen gemeinschaftlich entwickeln.

 
 

Unsere Forschung mit Open Source

Das Fraunhofer IML ist der Überzeugung, dass mit öffentlichen Geldern geförderte Softwareentwicklungen auch öffentlich zugänglich gemacht werden sollen. Zudem trägt Open Source dazu bei, dass Ergebnisse aus Forschungsprojekten schneller weiterentwickelt und in der Praxis besser genutzt werden können. Open Source ist am Institut daher zu einer guten wissenschaftlichen Praxis geworden. 

FAQs zu Open Source

  • Open Source ist ein lösungsneutrales Lizenz- und Kooperationsmodell. Open Source Software ist Software, deren Quelltext öffentlich und frei von Dritten eingesehen, geändert, genutzt und kommentiert werden kann. Open Source ist ein unverzichtbarer Baustein, um Standards – seien es Datenmodelle oder Schnittstellen, aber auch Komponenten und Dienste – deutlich schneller in die Anwendung zu bringen. 

  • In der Logistik sind wiederkehrende und interoperable Lösungen von großer Bedeutung. Standardisierte Softwarelösungen, die auf Open Source-Basis entwickelt werden, ermöglichen es verschiedenen Akteuren in der Logistikbranche, miteinander zu arbeiten und nahtlos Daten auszutauschen. Open Source als interoperabler Ansatz sorgt nicht nur für Kostenersparnis, sondern fördert auch die Effizienz und Flexibilität in der gesamten Wertschöpfungskette. Besonders im Bereich der Commoditys – also grundlegender, standardisierter Produkte oder Dienstleistungen – profitieren Unternehmen von offenen, gut dokumentierten Lösungen, die einfach angepasst und wiederverwendet werden können.

  • Grundsätzlich kann Open Source Software frei und kostenlos genutzt werden. Im Detail kommt es darauf an, unter welcher Lizenz eine Software steht. Permissive Lizenzen ermöglichen es Unternehmen, abgeleitete oder distribuierte Werke unter eine Lizenz zu stellen, die nicht die ursprüngliche Lizenz sein muss. Entwicklungen des Fraunhofer IML werden in der Regel unter einer permissiven Lizenz veröffentlicht. Das heißt: Unternehmen können Weiterentwicklungen der kostenlosen Software kommerzialisieren. Copyleft-Lizenzen verpflichten den Lizenznehmer dagegen, jegliche Bearbeitung unter die Lizenz des ursprünglichen Werks zu stellen.

  • Zu den bekanntesten Open Source-Lizenzen gehören die GNU General Public License (GPL), die MIT-Lizenz, die Apache License und die BSD-Lizenz. Jede Lizenz hat eigene Bedingungen, wie der Quellcode genutzt, geändert und weitergegeben werden darf. Mit Gründung der Open Logistics Foundation im Rahmen des Großforschungsprojekts Silicon Economy des Fraunhofer IML hat sich speziell in der Logistik auch die neue Open Logistics Foundation License etabliert. Zahlreiche Software- und Hardware-Entwicklungen des Instituts sind unter der Lizenz veröffentlicht und im Repository der Open Logistics Foundation zu finden.

Ansprechpartner

Christian Prasse

Contact Press / Media

Dipl.- Logist. Christian Prasse

Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik
Joseph-von-Fraunhofer-Str. 2-4
44227 Dortmund

Jens Leveling

Contact Press / Media

M.Sc. Jens Leveling

Teamleiter Data Driven Logistics

Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik
Joseph-von-Fraunhofer-Str. 2-4
44227 Dortmund

Telefon +49 231 9743 221