Wer beim Zusammenstellen von Weihnachtspäckchen regelmäßig daran verzweifelt, den Karton zu finden, in dem auch wirklich alle Geschenke Platz finden, würde sich für das nächste Jahr gewiss smarte Unterstützung wünschen. Noch wichtiger ist dies für Menschen, die sich beruflich mit dem Befüllen von Paketen beschäftigen. Denn mit der Menge der falsch bestückten Kartons steigt die Zeit, die für ein eventuelles Umpacken anfällt. Ärgerlich – und für die Logistik auch teuer. Deswegen greifen viele lieber zu größeren Kartonagen. Damit entfällt zwar das Umpacken, aber es wird viel Luft verschickt, und der Bedarf an Füllmaterial steigt. Effizienz geht anders!
Hier bieten digitale Assistenten ihre Unterstützung an. Sie nutzen Augmented Reality (AR) und erweitern so die reale Welt um zusätzliche, virtuelle Informationen. Das kann zum Beispiel mit einer Datenbrille, einem Beamer oder intelligent beleuchteten LED-Streifen entlang des Packplatzes geschehen. »So ist nicht nur sofort klar, welche Paketgröße die richtige ist, sondern auch, wo was im Paket hingehört«, erklärt Benedikt Mättig. Er ist im Innovationslabor »Hybride Dienstleistungen in der Logistik« zuständig für die digitalen Assistenten und treibt deren Weiterentwicklung mit Hochdruck voran. Denn mit den immer kleinteiligeren Lieferungen der Zukunft wird auch das Päckchenpacken komplizierter. Die einzelnen Artikel einer Bestellung können völlig verschieden sein: »Wie passen beispielsweise ein Kilo Mehl und ein neues Smartphone am besten in einen Karton?«
Herausforderungen dieser Art bewältigen Mensch und Maschine am besten im Team. Diese Zusammenarbeit kann etwa so aussehen: Eine AR-Brille zeigt an, welche Paketgröße optimal ist. Im Anschluss werden nacheinander direkt auf dem Karton die einzelnen Artikel eingeblendet. So ist gleich auf den ersten Blick klar, in welcher Reihenfolge und wohin die einzelnen Teile am besten passen. Doch noch sind AR-Brillen teuer, groß und schwer, einigen Menschen wird beim Tragen übel. »Bisher ist das System vor allem irgendwie cool, aber noch nicht wirklich praxistauglich«, weiß Mättig.
Daher untersucht das Team weitere Möglichkeiten. So hatte unter anderem das Messepublikum auf der LogiMAT 2018 die Möglichkeit, sowohl die AR-Brille als auch eine Alternative zu testen: das »PAsst-System«. Hier befindet sich die kluge Technik praktisch direkt im Arbeitsplatz. Ein Bildschirm verrät die korrekte Kartongröße und das nächste Packstück, LED-Streifen zeigen, wo es hingehört. Dabei ist das kleine Päckchen zwar nicht virtuell im Ganzen zu sehen, doch ein Problem sei dies nicht: »Hier muss man sich ein bisschen in das System hineindenken. Es ist nicht ganz so intuitiv wie eine Brille – aber es geht schnell«, so der AR-Experte.
»Die Fachbesucher zeigten sich von den Abstrichen unbeeindruckt. Einige wollten das System direkt im eigenen Betrieb anwenden.« Auch aus einem anderen Blickwinkel heraus war die Präsentation ein Erfolg für ihn und sein Team: Das Publikum dort ist bunt gemischt. Menschen mit und ohne AR-Erfahrung, aus verschiedenen Berufen und verschiedenen Altersgruppen. »Das ist gut für unsere Studien«, so Mättig.
Diese laufen noch bis Sommer 2019. Im Zuge der nächsten Untersuchung wird ein drittes System ins Rennen geschickt. Ein Beamer soll hierbei alle erforderlichen Informationen auf den Arbeitsplatz projizieren – Augmented Reality ohne Brille. Ähnliche Lösungen existieren bereits in anderen Anwendungsbereichen, in der Verpackung sind sie jedoch neu. Dazu Benedikt Mättig: »Wir sind auf die Ergebnisse gespannt und werden sie nutzen, um die Systeme weiter zu verbessern und die nächste Runde zu designen.« Und auch neugierige Messebesucher sollen die neuesten Entwicklungen beziehungsweise Exponate wieder live vor Ort testen dürfen.