Automatisierung neu definiert:
Smarte Roboter verändern die Logistik

Informationen aus der Forschung und für Unternehmen

Welche Chancen zur Automatisierung sind mit dem Einsatz von Robotik in der Logistik verbunden?

Intelligente Roboter können in der Logistik in Zukunft immer mehr Aufgaben übernehmen, die heute noch von Menschen ausgeführt werden – dort, wo es sinnvoll ist, ganz oder teilweise. Eine wesentliche Motivation für die Forschungsarbeit des Fraunhofer IML sind dabei die aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen, insbesondere die Resilienz von Lieferketten und der Arbeitskräftemangel.

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 In der Logistik fehlen schon heute spürbar Mitarbeitende, sei es im Lager oder in der Produktion, in der Krankenhaus- oder der Flughafenlogistik. Zugleich werden die Menschen, die dort arbeiten, immer älter. Sie brauchen Entlastung von körperlich schweren Arbeiten, die es in der Logistik noch immer gibt. Der Roboter wird hier zum Kollegen: Arbeiten können ihm komplett übertragen oder kollaborativ erledigt werden.

Fahrerlose Transportfahrzeuge bzw. mobile Transportroboter sind heute aber auch unabdingbar für die Digitalisierung von Supply Chains und zur Steuerung des innerbetrieblichen Materialfluss, der Lebensader in Lager und Produktion: In der infrastrukturreduzierten Logistik der Zukunft ersetzen flexible autonome (Robotik-)Systeme zunehmend starre Automatisierungslösungen. Durch die Integration von Robotern in die Prozesse wird der Materialfluss effizienter gestaltet und kann so den Anforderungen an moderne Lieferketten gerecht werden. Dazu gehört auch die zunehmende Variantenvielfalt in der Produktion, die adaptive und flexible Fertigungsverfahren erforderlich macht.

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Mit den neuen Transportrobotern findet ein Paradigmenwechsel von kabelgebundener industrieller Kommunikation hin zur Funkkommunikation statt. Durch die Konzepte cyberphysischer Systeme steigt dabei der Grad der Dezentralität bis hin zum Einsatz dezentraler Schwarm-Systeme. Forschende sprechen vor diesem Hintergrund der Automatisierung der Produktion durch flexible, intelligente Roboter bereits von einer »Industrie 5.0«.

Roboter 5.0: Die nächsten Fahrzeug-Generationen

 

Das Fraunhofer IML ist die führende Forschungseinrichtung im Bereich Fahrerloser Transportfahrzeuge und autonomer mobiler Roboter für die Logistik. In zahlreichen öffentlich geförderten Forschungsprojekten machen sich die Forschenden mit den neuesten und fortschrittlichsten Technologien und Verfahren für die Robotik vertraut und erschließen ihren Nutzen für die Logistik. Interdisziplinäre Teams setzen innovative Ideen mit großer Begeisterung für das angestrebte Ergebnis und klarer Fokussierung auf die spätere Anwendung prototypisch um. In den vergangenen Jahren haben die Forschenden so eine neue Generation Fahrerloser Transportfahrzeuge entwickelt, angefangen beim »LoadRunner«, der in Paketsortierung und Schwarmrobotik gleichermaßen einen weltweiten Meilenstein setzte, bis hin zum »evoBOT®«, der bereits in die humanoide Zukunft der Robotik weist. Forschungsergebnisse wie diese können in Projekten mit Unternehmen für konkrete Anwendungen angepasst und in betriebliche Abläufe integriert werden.

 

Zwei Eigenentwicklungen des Fraunhofer IML zeigen eindrucksvoll auf, welche Möglichkeiten Roboter heute für die Automatisierung in der Logistik bieten. Unternehmen können die Expertise der Forschenden für eigene Projekte nutzen.

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in der Robotik?

Künstliche Intelligenz (KI) treibt die Entwicklung von Robotern heute entscheidend voran. Sie dient als Enabler für die Automatisierung komplexer Transportsysteme. Dabei ermöglicht KI Robotern die Fähigkeit zur Wahrnehmung, Entscheidungsfindung und Anpassung an neue Situationen. Mit fortschrittlichen Algorithmen zur Lokalisierung können Roboter in dynamischen Umgebungen navigieren und Transportaufgaben effizient übernehmen. Durch maschinelles Lernen können sie zudem aus Erfahrungen lernen und ihre Leistung im Laufe der Zeit verbessern. Mit der am Fraunhofer IML entwickelten »RAI – Remote AI«-Box, einem zentralen Intelligenzmodul für Roboter, können Hersteller von Sensoren, Produzenten und Endanwender von Automated Guided Vehicles (AGVs) die Fahrzeuge sogar einfach und kostengünstig mit Künstlicher Intelligenz nachrüsten. Die Box, deren Aussehen an einen Kopf mit Gesicht erinnert, ist ein zentrales Intelligenzmodul, das Robotern »aufgesetzt« werden kann. Die Algorithmen der KI-Box ermöglichen es dem Roboter, sich in definierten Räumen fortzubewegen und Transportaufgaben zu übernehmen. Damit lassen sich Fahrzeuge zu kollaborativen Robotern machen, die über 5G mit einer KI-Cloud oder einem Remote User kommunizieren können. Die Anpassung erfordert nur geringe Softwaremodifikationen, die schnell und unkompliziert durchgeführt werden können. Durch neuronale Netze lassen sich diese Roboter vom Menschen trainieren. Die Mensch-Technik-Interaktion wird durch ein eingebautes Display oder die Nutzung von Smart Glasses ermöglicht, sodass sich beispielsweise Fernwartungen durchführen lassen. 

Schnellere Entwicklung mit simulationsbasierter KI

Nicht nur die Roboter selbst werden durch Künstliche Intelligenz schlauer, auch die Entwicklung neuer Roboter macht mit KI einen entscheidenden Schritt vorwärts. Mit den klassischen Methoden beansprucht der Prozess von der ersten Idee bis zum Prototypen bzw. zum marktreifen Produkt mehrere Jahre. KI-basierte Simulationsmodelle dagegen ermöglichen das realitätsnahe Evaluieren neuer Konstruktionen, Sensoren und Algorithmen innerhalb der Simulation. Das beschleunigt Entwicklungsprozesse immens. Die beiden mobilen Transportroboter evoBOT® und O3dyn – Entwicklungen des Fraunhofer IML im Rahmen des Großforschungsprojekts Silicon Economy – sind bereits mit einer KI-basierten Simulation entwickelt worden. Für die Entwicklung von solchen hochdynamischen Systemen wie den beiden Transportrobotern wird das Verhalten der simulierten mit dem der realen Transportfahrzeugen in einer speziellen, besonders geeigneten Testumgebung – mit Hilfe eines High-Performance Motion Capturing – abgeglichen und so das Simulationsmodell optimiert. Reduziert sich die Differenz von Modell und Realität, geht die Simulation in eine digitale Realität für die KI über und der Roboter wird zum CPS-Zwilling (CPS = cyberphysische Systeme) der Simulation. Die virtuellen Repräsentationen der realen Fahrzeuge wurden inzwischen auch als Open Source veröffentlicht.

»Gerade in den Bereichen mobile Robotik und Künstliche Intelligenz macht die Forschung aktuell große Fortschritte. Die Zukunft für intralogistische Transportaufgaben gehört den autonomen mobilen Robotern.«

- Prof. Dr.-Ing. Alice Kirchheim, Institutsleiterin am Fraunhofer IML

Unser Forschungs- und Leistungsangebot

Unser Angebot für Unternehmen

Für und mit Unternehmen arbeitet das Fraunhofer IML an fortschrittlichen Automatisierungslösungen für die Logistik im Bereich der Fahrerlosen Transportfahrzeuge (FTF) bzw. mobilen autonomen Roboter (AMR), die schneller, präziser und kostengünstiger arbeiten. Im Fokus stehen die Integration dieser Systeme in bestehende Logistikprozesse und die Akzeptanz der Mitarbeitenden. Die Unternehmen können dabei sowohl von den Eigenentwicklungen des Instituts wie den Transportrobotern evoBOT® oder O3dyn sowie Software zur Leitsteuerung als auch von der Forschungs- und Testinfrastruktur profitieren. 

 
 

Unsere Forschung

Das Fraunhofer IML erforscht Technologien für autonome Transportsysteme und mobile Roboter sowie innovative Entwicklungsansätze wie die kollaborative Robotik, die das Potenzial besitzen, den Materialfluss in Logistik- und Fertigungsanlagen zu revolutionieren. Durch Kooperationen wie mit dem Robotics Institute Germany (RIG) und dem Lamarr-Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz trägt das Institut zur Weiterentwicklung der KI-gestützten Robotik bei. Besondere Bedeutung hat die Forschung zur Interaktion von Mensch und Maschine sowie zum Einsatz von 6G-Technologien.

FAQs zu Automatisierung

  • Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) bzw. Fahrerlose Transportsysteme (FTS), im Englischen Automated Guided Vehicles (AGV) genannt, sind flurgebundene Systeme mit eigenem Antrieb, die ohne Bediener bzw. ohne direkten menschlichen Eingriff gesteuert werden. Sie kommen vor allem im Materialtransport zum Einsatz und bewegen Lasten mithilfe von aktiven oder passiven Anbaugeräten, die sie entweder tragen oder ziehen. Solche Fahrzeuge setzen sich aus einem Fahrgestell, einem Antriebs- und Steuerungssystem, einer Navigationseinheit sowie einem Lastaufnahmemittel zusammen. In der Forschung, aber auch in der Industrie setzt sich für die FTF derzeit mehr und mehr der Begriff »mobiler Transportroboter« durch, im Englischen Mobile Robots, durch.

  • Autonome mobile Roboter (AMR) haben eine neue Kategorie begründet: Anders als klassische Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) bzw. Fahrerlose Transportsysteme (FTS) folgen sie nicht festen, durch Spuren, Magnete oder Laser definierten Routen, sondern können diese dynamisch anpassen. Während FTF und FTS eine zentrale Leitsteuerung benötigen, können AMR direkt miteinander kommunizieren und sich so selbstständig in ihrer Umgebung orientieren, Hindernisse erkennen und ausweichen. Sowohl in der Forschung als auch in der Praxis sind die Grenzen zwischen AMR und FTS heute allerdings fließend. Die Begriffe werden daher häufig, wenn auch nicht ganz richtig, synonym verwendet. Sowohl FTF als auch AMR sind für eine große Vielfalt an betrieblichen Aufgaben geeignet.

  • Neben Fahrerlosen Transportfahrzeugen (FTF) und mobilen Robotern (AMR) zählen auch Roboterarme zum Kommissionieren und Sortieren von Produkten, speziell in der Automatisierung von Lagerprozessen, sowie Drohnen, die in einigen Logistikbereichen wie etwa im Inventarmanagement eingesetzt werden, um Bestände zu überwachen, dazu.