Hürden bei der KI-Einführung mit Schwung meistern

Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und bietet heute eine Vielzahl von potenziellen Anwendungen in verschiedenen Bereichen, auch in der Logistik. Selbst, wenn es Gründe gibt, warum KI nicht in vollem Umfang zur Anwendung kommt, sind die Hindernisse bei der Umsetzung von Digitalisierungs- und KI-Lösungen geringer als oft befürchtet.

Datenschutzbedenken, technologische Komplexität, mangelnde Expertise im Unternehmen und vermeintlich hohe Kosten sind nach der Ansicht von Josef Kamphues die Hauptgründe dafür, warum KI noch nicht den Stellenwert bei kleinen- und mittelständischen Unternehmen (KMU) genießt, den sie aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile eigentlich verdient hat. »Diese Herausforderungen müssen angegangen werden, um das Potenzial der KI in der vollen Breite in der Industrie nutzen zu können«, so Josef Kamphues, Abteilungsleiter Supply Chain Development & Strategy am Fraunhofer IML

Einwände im Beratungsgespräch entkräften

Ein wesentliches Hemmnis ist der Fachkräftemangel beziehungsweise fehlendes Spezialwissen. Viele Unternehmen finden keine qualifizierten Mitarbeitenden oder das bestehende Personal kann das nötige Wissen nicht erwerben, weshalb KI-Projekte gar nicht erst angegangen werden oder oft scheitern. Ein weiteres Hindernis ist die fehlende Datenbasis. Viele KI-Anwendungen benötigen betriebliche Daten, die oft nicht in ausreichender Qualität vorhanden sind. Auch gestiegene Finanzierungskosten und fehlende finanzielle Ressourcen sind bedeutende Hemmnisse. Weitere Bremsen sind mangelnde Sensibilisierung der Geschäftsführung, nicht vorhandene Rechtssicherheit, fehlende mehrwertbringende Anwendungsmöglichkeiten und regulatorische Hürden. »Tatsächlich können wir die allermeisten dieser Einwände im Gespräch mit interessierten Unternehmen schnell entkräften. Gerade bei dieser noch neuen Technologie existieren viele Mythen, die es zu relativieren gilt. Natürlich ist KI kein Selbstzweck – es braucht immer einen Anwendungsfall«, sagt Helena Piastowski, Abteilungsleiterin Produktionslogistik am Fraunhofer IML. »Daher begleiten wir Unternehmen bspw. im Rahmen des Mittelstand-Digital Zentrums Ruhr-OWL dabei, den potenzialträchtigen Einsatzfeldern auf die Spur zu kommen«, ergänzt Josef Kamphues

»Durch Algorithmen des Maschinellen Lernens können Muster und Anomalien erkannt werden, die menschlichen Augen oft entgehen«

- Dipl.-Wirt.-Math. Martin Friedrich

Eindrucksvolles Beispiel einer KI-basierten Lösung

Als positives Beispiel nennt Martin Friedrich, KI-Trainer im Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL, die Implementierung von KI-basierten Lösungen im Bereich Behältermanagement bei der Mühlhoff Umformtechnik GmbH. Durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien zur Optimierung der Logistikprozesse wird bei dem AutomobilZulieferunternehmen aus Uedem am Niederrhein nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch die Transparenz und Nachverfolgbarkeit im gesamten Produktionsablauf verbessert. Das Behältermanagement bei Mühlhoff umfasst eine Vielzahl von Prozessen – angefangen bei der Lagerung und dem Transport bis hin zur Rückverfolgung und Verwaltung der Behälter. Traditionell war dies ein arbeitsintensiver und fehleranfälliger Bereich. »Mit der Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) hat sich dies grundlegend geändert. Die KI-gestützten Systeme analysieren große Datenmengen in Echtzeit und bieten präzise Vorhersagen über den Bedarf und die Verfügbarkeit von Behältern. Durch Algorithmen des Maschinellen Lernens können Muster und Anomalien erkannt werden, die menschlichen Augen oft entgehen«, so Martin Friedrich. Dies ermöglicht eine proaktive Planung und reduziert Engpässe und Überbestände. Die Implementierung der KI-Technologie bei Mühlhoff hat bereits bemerkenswerte Ergebnisse gezeigt. Die Effizienz der Behälterlogistik wurde signifikant gesteigert, was zu Kosteneinsparungen und einer höheren Kundenzufriedenheit führt. Zudem wird die Umweltbelastung durch optimierte Transportwege und eine reduzierte Anzahl an Leerfahrten minimiert. Friedrich: »Insgesamt zeigt das Beispiel der Mühlhoff Umformtechnik GmbH eindrucksvoll, wie KI-basierte Lösungen das Behältermanagement revolutionieren können. Durch die Kombination von innovativer Technologie und fundiertem Branchenwissen setzt das Unternehmen neue Maßstäbe in der industriellen Logistik.

»Durch die Kombination von innovativer Technologie und fundiertem Branchen wissen setzt das Unternehmen neue Maß stäbe in der industriellen Logistik«

- Dipl.-Wirt.-Math. Martin Friedrich

Optimierte Lieferzeitprognosen dank KI

Auch das Speditions- und Logistikunternehmen ECS GmbH hat bereits die Weichen für eine digitalisierte Ankunftszeitprognose gestellt. In einem Transferprojekt mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL implementierte der mittelständische Betrieb einen KI-basierten ETA-Service für die Berechnung von Transportrouten und die Prognose voraussichtlicher Ankunfts- bzw. Abfahrtszeiten. »Wir standen die gesamte Projektlaufzeit in sehr engem Austausch mit den Unternehmensverantwortlichen«, sagt Martin Friedrich. Die Prozesse des Transportunternehmens aus Kreuztal wurden aufgenommen und analysiert. Das Ziel: Die Prognosen für Lieferzeiten durch eine KI-basierte Software zu optimieren, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und den Kundenservice zu erhöhen. Um das zu erreichen, griff das Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL auf Projektergebnisse eines in der Silicon Economy des Fraunhofer IML erarbeiteten ETA-Service zurück. »Hierbei entwickeln wir eine Open-Source-Infrastruktur für die Plattformökonomie der Zukunft. Der ETA-Service ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie grundlegende KI-basierte Funktionen mittels Open Source einfach zugänglich und kostengünstig nutzbar gemacht werden können«, erklärt Helena Piastowski.

Expertise nutzen bei der KI-Einführung

Josef Kamphues hält zwei Aspekte für essenziell, um KI erfolgreich in die Anwendung zu bringen: »Erstens: KI-Lösungen müssen immer von der Anwendung her gedacht werden. Daher ist es so wichtig, zunächst die spezifischen Einsatzoptionen in den Unternehmen gründlich zu analysieren. Und zweitens: Unternehmen sollten sich nicht scheuen, auf Erfahrungen anderer Unternehmen zurückzugreifen und auch die Expertise von Forschungseinrichtungen und innovativen Start-ups in Anspruch zu nehmen. Gerade der Austausch und die Zusammenarbeit machen es möglich, so manche Stolpersteine zu umgehen und dadurch schneller zu dem gewünschten Projekterfolg zu gelangen.«

Josef Kamphues

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Dipl.-Ing. Josef Kamphues

Abteilungsleiter Supply Chain Development & Strategy

Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
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44227 Dortmund

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Helena Piastowski

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Dipl.-Logist. Helena Piastowski

Abteilungsleitung

Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
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