Mensch-Technik

Mensch und Technik

Die Digitalisierung in der Logistik hat starke Auswirkungen auf die Arbeit der Beschäftigten und die Art und Weise, wie sie mit ihrer digitalisierten Arbeitsumgebung interagieren. Die Zusammenarbeit von Mensch und Technik stellt eine der größten Herausforderungen des Digitalisierungsprozesses dar. Sie beeinflusst die Qualität der Arbeit wie auch die allgemeine Akzeptanz digitaler Lösungen im industriellen Umfeld. Ein Schlüssel für die vollständige und barrierefreie Integration der Beschäftigten in digitalisierte Prozessabläufe bilden digitale Assistenzsysteme. Durch den Einsatz von Assistenzsystemen kann eine individualisierte und ergonomische Arbeitsunterstützung ermöglicht werden.

Was sind Assistenzsysteme?

Das BMWi liefert folgende Definition: »Digitale Assistenzsysteme unterstützen Menschen bei der Arbeit durch punktuelle Informationen, angefangen von einfachen Beschriftungen bis hin zu Handlungsanleitungen. Firmen profitieren von Assistenzsystemen, da sie die Arbeit ihrer Angestellten verbessern, Fehler reduzieren und es ermöglichen, Personal flexibel einzusetzen. So kann das Personal leichter rotieren und neue Angestellte oder Leiharbeiter können schneller eingearbeitet werden.«

Auswahl und Gestaltung von Assistenzsystemen

Eine der größten Herausforderungen bei der Auswahl und Gestaltung von Assistenzsystemen ist, genau die Ausprägung zu finden, die zu dem jeweiligen Prozess und den beteiligten Beschäftigten passt. An erster Stelle gilt es herauszufinden, welche Informationen die Beschäftigten im Prozess benötigen und wie diese Informationen bereitgestellt werden können. Zu berücksichtigen sind hier insbesondere die Grundregeln der kognitiven Ergonomie, die gewährleisten, dass ein System intuitiv zu bedienen ist und dabei hilft die Arbeit der Beschäftigten zu verbessern.

Architektur und Zusammensetzung von Assistenzsystemen für die Industrie
© Fraunhofer IML
Abbildung 1: Technische Basiskomponenten digitaler Assistenzsysteme

Akzeptanz als Schlüsselfaktor

Wird ein System von den Beschäftigten nicht akzeptiert, führt dies in den meisten Fällen zu dessen Scheitern. Besonders wichtig für die Akzeptanz digitaler Systeme in der industriellen Realität ist das subjektive Empfinden der Beschäftigten. Haben sie das Gefühl, dass ein System nicht nützlich ist, oder wird die Benutzbarkeit schlecht bewertet, sinkt die Akzeptanz gegenüber diesem System. Auch Ängste gegenüber digitalen Lösungen können eine große Rolle in diesem Kontext spielen und müssen bei der Einführung von Assistenzsystemen im Prozess berücksichtigt werden. Ebenfalls einen großen Einfluss auf die Akzeptanz eingeführter digitaler Assistenzsysteme hat der damit zusammenhängende Change-Prozess. Hierbei ist es insbesondere wichtig, dass die Beschäftigten von Beginn an in den Prozess einbezogen werden.

Beispiele aus unserer Forschung

Im Zuge unserer Forschungen haben wir eine Reihe unterschiedlicher Assistenzsysteme entwickelt, die speziell für bestimmte Prozesse der Intralogistik konzeptioniert wurden und die Bedürfnisse der Beschäftigten im jeweiligen Anwendungsfall adressieren. Zu nennen sind hier an erster Stelle unsere beiden Assistenzsysteme für den Verpackungsprozess, die durch eine intuitive Informationsbereitstellung die Beschäftigten beim Verpacken von Sendungen unterstützen (ARpack und passt). Darüber hinaus wurden von uns zwei Assistenzsysteme für die manuelle Kommssionierung im Fachboden entwickelt. Während es sich bei mika um ein fest installiertes Shuttlesystem handelt, das die Beschäftigten direkt zur Entnahmestelle führt, unterstützt LaserPick durch ein Projektionssystem, das auf dem Kommissionierwagen angebracht ist.

Neben der reinen Informationsbereitstellung können Assistenzsysteme die Beschäftigten während des gesamten Arbeitstages unterstützen und auch deren Gesundheit fördern. Mit der Entwicklung Dynamische Pause haben wir ein System entwickelt, das mit Hilfe von Fitnessarmbändern belastungssensitiv Pausen vorschlagen kann und so dafür sorgt, dass die Beschäftigten genau dann eine Pause einlegen können, wenn sie diese benötigen.

Wissenschaftliche Veröffentlichungen zu diesem Thema

  • Mättig, B. (2022). Assistenzsystem für den Wissenstransfer in operativen Prozessen am Beispiel der Logistik. Logistik für die Praxis, Verlag Praxiswissen, Dortmund
  • Mättig, B., Kretschmer, V. (2020). Einsatz digitaler Assistenzsysteme in der Logistik 4.0. In: ten Hompel, M., Bauernhansl, T., Vogel-Heuser, B. (eds) Handbuch Industrie 4.0. Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58530-6_114
  • Mättig, B., Kretschmer, V. (2021). Digitale Assistenzsysteme in der Logistik (Whitepaper). Schriftenreihe „Future Challenges in Logistics and Supply Chain Management“, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, Dortmund. https://www.iml.fraunhofer.de/de/presse_medien/Schriftreihen.html
  • Mättig, B. (2021). Design of an Extended Technology Acceptance Model for Warehouse Logistics. In: 4th International Conference on Human Interaction & Emerging Technologies: Future Applications. https://doi.org/10.1007/978-3-030-74009-2_75
  • Mättig, B., Kretschmer, V. (2019). Smart Packaging in Intralogistics: An Evaluation Study of Human-Technology Interaction. In: Applying New Collaboration Technologies. In: 42nd Hawaii International Conference on System Sciences (HICSS). https://doi.org/10.24251/HICSS.2019.091

Unser Angebot an Sie

Wir unterstützen Sie dabei, die richtigen Assistenzsysteme für Ihre Prozesse zu finden und berücksichtigen dabei die ganzheitliche Sicht auf alle Faktoren. Neben den Prozessen betrifft dies insbesondere die betroffenen Beschäftigten sowie den damit zusammenhängenden Change-Prozess. Existieren derzeit keine Assistenzsysteme, die Ihre Anforderungen erfüllen, entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen neue Lösungen für Ihre Anwendungsfälle.