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Dr. Saskia Sardesai
stellv. Abteilungsleiterin Supply Chain Engineering
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
Joseph-von-Fraunhofer-Str. 2-4
44227 Dortmund
Telefon +49 231 9743-196
Im Kern bestand die Aufgabe darin, aus sich abzeichnenden Trends relevante Zukunftsthemen für das Supply Chain Management zu identifizieren und zukunftsfähige Strategien abzuleiten. Betrachtet wurden sowohl die Herausforderungen als auch Chancen auf politischer, wirtschaftlicher, soziologischer, technologischer und ökologischer Ebene. Darüber hinaus entwickelte das Konsortium einen Aktionsplan samt Politikempfehlungen. Die gewünschte beziehungsweise notwendige Breitenwirksamkeit der Resultate sollte durch Einbindung des Projekts in ein europäisches Netzwerk sichergestellt sein.
Zu Beginn ihrer Arbeiten orientierte sich die Forschungsgruppe unter anderem an den Rechercheergebnissen von Verbänden wie EFFRA (European Factories of the Future Research Association) und ALICE (Alliance for Innovation through Collaboration in Europe). Wertvolle Hinweise lieferten auch Whitepapers, die sich explizit dem Thema widmeten. Bereits getroffene Annahmen konnten auf diese Weise wissenschaftlich fundiert bestätigt werden. »Wichtige Trends, die Auswirkungen auf die Supply Chains der Zukunft haben können, sind zum Beispiel der Klimawandel, verändertes Konsumverhalten, die digitale Transformation und ihre Plattformökonomie sowie Anpassungsrhythmen in der Gesetzgebung«, sagt Saskia Sardesai, die als Senior Scientist am Fraunhofer IML arbeitet und an der Next-Net-Initiative projektleitend beteiligt war. Anhand dieser Entwicklungstendenzen konnten zukunftsrelevante Schlüsseltechnologien benannt und eingeordnet werden. Dazu zählen in erster Linie Künstliche Intelligenz (KI), autonome Transportfahrzeuge, die additive Fertigung und das Internet der Dinge (IoT).
Bei den abgeleiteten Zukunftsszenarien spielen sowohl positive als auch rückläufige beziehungsweise stagnierende Entwicklungen eine Rolle. Ein denkbares Modell ist »ASPIRANT«. Es basiert auf einer politisch und wirtschaftlich stabilen Lage und die Digitalisierung ist weit fortgeschritten. Für die Supply Chain bedeutet dies, dass strategische Bündnisse über Staaten hinweg abgeschlossen werden können. Neue, technologiegetriebene Geschäftsmodelle sind in diesem Kontext jedoch unumgänglich. Um Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen, sollten die Liefer- beziehungsweise Wertschöpfungsketten zudem agiler und zirkulärer ausgelegt sein, als dies gegenwärtig der Fall ist.
Demgegenüber präsentiert sich »DITHER« als ein von Protektionismus geprägtes Szenario. Europaweit sind hohe Arbeitslosenquoten und soziale Ungleichheit zu verzeichnen. Auch in diesem Fall schreitet die Digitalisierung schnell voran und der Stellenwert einer nachhaltigen Produktentwicklung steigt. Unternehmen sind aufgefordert, ihre Supply Chains an diese instabile politische, wirtschaftliche und soziale Situation anzupassen. Da der vorherrschende Protektionismus Bündnisse verhindert, empfiehlt es sich, lokal verankerte Supply Chains in Verbindung mit starken regionalen Partnerschaften zu etablieren.
Durch die Verknüpfung denkbarer Szenarien mit den schon jetzt zur Verfügung stehenden Schlüsseltechnologien wurden im Rahmen des Projekts zehn zukunftsrelevante Supply-Chain-Strategien aufgedeckt. Diese können eine Angleichung vorhandener Strukturen an sich verändernde wirtschaftspolitische, soziale und ökologische Gegebenheiten vereinfachen. Saskia Sardesai forschte vor allem im Bereich der biointelligenten Wertschöpfungskette: »In dieser werden neue Ansätze der biologischen Transformation der Produktion genutzt und auf die Supply Chain gespiegelt. Im Fokus stehen biologisch wiederverwendbare Ressourcen, die entlang emissionsneutraler Prozesse zwischen den Partnern zu koordinieren und auszutauschen sind.« Außerdem sollen in biointelligenten Supply Chains Konzepte nachgeahmt werden, die in der Natur vorkommen. Dazu zählen auch die Dezentralisierung von Prozessen oder die Nutzung von Materialien mit autonomen Funktionen, die die Lieferketten effizienter gestalten sollen.
Gegen Ende des Projekts haben die Partner die europaweit zu meisternden Forschungs- und Entwicklungsaufgaben in einer Innovations- und Forschungsagenda (SRIA) zusammengefasst. Benannt wurden unter anderem ein integriertes Daten- und Sicherheitsmanagement, plattformbasierte Kollaborationen und die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft. Was sich wann und in welcher Ausprägung durchsetzen wird, – Sie ahnen es – die Zukunft zeigen.