Mit der Errichtung des europaweit ersten Blockchain-Instituts wurde im Mai 2020 ein weiteres Prestigeprojekt im Bereich der anwendungsorientierten Forschung auf den Weg gebracht. Ein bis zu 25 Köpfe umfassendes Team von Wissenschaftlern untersucht dort, wie die Technologie gewinnbringend in Wertschöpfungsketten eingesetzt werden kann. Der Plattformgedanke spielt hier eine wichtige Rolle, aber auch Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge (IoT) als Eckpfeiler einer zukünftigen »Silicon Economy«.
»Technologien wie die Blockchain, das Internet der Dinge oder Künstliche Intelligenz verändern das Wirtschaften grundlegend und eröffnen ganz neue Möglichkeiten für die Unternehmen. Das Europäische Blockchain-Institut wird insbesondere die Logistik-Branche in Nordrhein-Westfalen entscheidend voranbringen.« Mit diesen Worten unterstrich NRW-Wirtschafts- und Digitalisierungsminister Andreas Pinkwart die künftige Bedeutung der neuen, international operierenden Forschungssektion am Fraunhofer IML. Parallel übergab er den Bewilligungsbescheid über Fördergelder in Höhe von mehr als 7,7 Millionen Euro.
Dezentrales Register für Transaktionen
Damit fiel 2020 offiziell der Startschuss zum Aufbau des Europäischen Blockchain-Instituts in Dortmund. Von diesem Standort aus, der in einem anerkannt exzellenten regionalen Ökosystem verankert ist, soll die Digitalisierung in Wissenschaft und Praxis weiter vorangetrieben werden. Der breite Zuspruch unterstreicht einmal mehr den Stellenwert der Blockchain als Schlüsseltechnologie der Zukunft. Sie besitzt das Potenzial, den Datenaustausch manipulationssicher zu gestalten sowie Prozesse entlang der Wertschöpfungskette zu automatisieren und autonom operierend zu gestalten. Doch es gibt auch Zweifel, speziell unter Sicherheitsaspekten. »Gerade in der Logistik und im Supply-ChainManagement arbeiten viele verschiedene, wirtschaftlich unabhängige Protagonisten eng zusammen, die sich aber nicht uneingeschränkt aufeinander verlassen. Mit der Blockchain-Technologie ist es möglich, geschäftsrelevante Informationen untereinander zu teilen, ohne dem Partner zwangsläufig vertrauen zu müssen«, unterstreicht Philipp Sprenger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IML. Das Vorgehen sei zwar nicht mit einem unternehmerischen Paradigmenwechsel vergleichbar, erfordere jedoch ein Umdenken auf Führungsebene.
Mehrwert für alle!
Das für die Abwicklung des Leuchtturmprojekts verantwortliche Konsortium setzt sich aus den Dortmunder Fraunhofer-Instituten IML und ISST, dem Lehrstuhl für Unternehmenslogistik und dem Lehrstuhl für Förder- und Lagerwesen der Technischen Universität Dortmund zusammen. Im Anschluss an die zunächst auf drei Jahre angelegte Laufzeit soll das BlockchainInstitut als nachhaltige und dauerhafte Einrichtung etabliert werden. Auf der Agenda der Wissenschaftler steht die Entwicklung von Open-Source-Lösungen in Form von Software, Hardware und neuen, Blockchaingetriebenen Geschäftsmodellen. Diese sollen für und auch gemeinsam mit Unternehmen jeder Größenordnung erarbeitet werden. Verfolgt werden offene und ganzheitliche Lösungen, die von allen Marktteilnehmern genutzt werden können. Übergeordnetes Ziel ist die Etablierung einer Open-Source-Plattform, über die interessierten Logistikern variierende Anwendungsbeispiele zugänglich gemacht werden. Dies beschränkt sich nicht allein auf Nordrhein-Westfalen. Ambition ist vielmehr, komplette Lieferketten deutschland- bzw. europaweit digital miteinander zu verbinden. »Wir sind stolz darauf, als Institut eine tragende Rolle in der Digital-Strategie des Landes NRW und damit auch einen wichtigen Beitrag zur Konkretisierung der BlockchainStrategie der Bundesregierung einnehmen zu dürfen«, merkt Abteilungsleiter Axel T. Schulte an. Weiter verstärkt wird diese Position durch die bereits im letzten Jahr im September erfolgte Einbindung des Fraunhofer IML in den Aufbau des Blockchain-Reallabors im Rheinischen Revier. Dort wird das Leistungsreservoir von Blockchain-Anwendungen in der Region erforscht. Auf den Prüfstand kommen auch neue, im positiven Fall zu validierende Geschäftsmodelle. Damit avanciert das Dortmunder Institut auch zu einem zentralen Ansprechpartner für die politischen Akteure auf regionaler und bundesweiter Ebene