Digitales Testfeld Air Cargo

Der Luftfrachtbranche würde ein bisschen mehr 21. Jahrhundert gut stehen. Wie wären eine digitalisierte Transportkette, KI-gestützte Ressourcenplanung und autonome Transporte am Flughafen? Im Digitalen Testfeld Air Cargo wächst all das heran, bevor es sich dann quelloffen in der Industrie verbreitet.

Aus Begleitpapier und Barcode wird ein Label

Als Projektleiter Lars Mehrtens rund ein Jahr nach Start­schuss des digitalen Testfeldes ein Update zur Forschung gibt, befindet sich das Projekt auf einem guten Weg. Derzeit beschäftigen sein Team und er sich unter anderem damit, wie man relevante Daten und Instruktionen zu ei­ner Fracht am Frachtgut selbst anbringen kann – nicht als weiteres Begleitpapier, sondern digital les- und schreibbar. Die Idee erinnert an die Barcodes, die in der Lagerlogistik gängig sind. Doch so ein Barcode ist in erster Linie für den­jenigen nützlich, der ihn generiert und ausgedruckt hat. »Wer einen externen Barcode ausle­sen will, erhält unter Umständen nur Datensalat«, erklärt Lars Mehrtens. Da aber eine wesentliche Zielsetzung die bessere Vernetzung der Akteu­re der Transportkette ist, muss die angestrebte Lösung mit einem ein­heitlichen und kostenlosen Standard arbeiten.

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Logistic and delivery service typographic header concept. Air freight and logistic industry. transportation service concept.

Standardisiert und doch variabel

Ein passender, relativ neuer Standard ist ONE Record, den die International Air Transport Association (IATA) erst 2019 in Pilotprojekten auf den Weg gebracht hat. Im digitalen Testfeld entwickeln die Forschenden nun, als Open-Source- Lösung, eine ONE-Record-Server-Software und ein ent­sprechendes Label, über das die beteiligten Akteure vom ausliefernden Hersteller über Spedition und Handling Agent bis zum Empfänger Frachtgutinformationen abrufen kön­nen. Das Label soll auf Internetlinks basieren und wird da­mit nicht statisch sein, sondern die Daten könnten laufend aktualisiert werden und jedem stünden jederzeit die aktu­ellsten Informationen zur Verfügung, sagt Lars Mehrtens. Doch nicht jeder braucht alle dokumentierten Informationen gleichermaßen. Deswegen soll die Ansicht der »digitalen Frachtpouch«, also die sendungsbegleitenden Daten, spe­zifisch abgerufen werden – je nachdem, welches Glied der Transportkette sie nutzt.  

Das übergeordnete Konzept zu der skizzierten Smart Pouch, die digitalisierte Begleitpapiere zusammenfasst, ist die soge­nannte digitale Datendrehscheibe. Sie ist ein Schlüsselkon­zept des Projekts, »mit der wir die Datenwelt der Luftfracht aus ihrem Winterschlaf erwecken«, so die spielerische Vision des Teams. Dass die Datenwelt schlafe, ist ein Bild unter anderem dafür, dass das Luftfrachtsystem »weitgehend nicht-digital« ist, wie auch das BMDV zu Projektbeginn urteilte. Doch es geht um mehr als eine Digitalisierung der zeitgemäßen Digitalisierung willen. Neben dem Echtzeit- Datenaustausch unter den Stakeholdern ist die Daten­drehscheibe Grundlage für Simulationen und Predictive Analytics. In der Vergangenheit gesammelte Daten bilden den Input für maschinelle Lernverfahren, die Vorhersagen über zukünftige Ereignisse erlauben und es ermöglichen, geschickt zu reagieren.

Konkret könnten zum Beispiel Lastspitzen frühzeitig erkannt werden. Bevor es zu einer Überlastung kommt, könnten die jeweils Verantwortlichen dann gezielt mehr Personal für den entsprechenden Zeitraum einplanen. Wie gewinnbringend oder womöglich fatal es sein kann, wenn beispielsweise beim Umschlag eine Lkw-Rampe mehr oder weniger ver­fügbar ist, analysieren die Forschenden mit Simulationen. Die zugehörigen Teilprojekte dienen also im besonderen Maße dazu, die Effizienz der Luftfrachttransportkette zu steigern. Eine größere Effizienz ist wie die engere Vernet­zung ein zentraler Anspruch des digitalen Testfelds.

Lars Mehrtens, M.Sc.

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Lars Mehrtens, M.Sc.

Luftverkehrslogistik

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