Sowohl die Krankenhauslogistik als auch die Hygiene nehmen maßgeblichen Einfluss auf die Planung eines Krankenhausneubaus. Nur im Zusammenspiel können effiziente und hygienisch-einwandfreie Prozessabläufe in passenden räumlichen Strukturen gewährleistet werden. Durch die Vielzahl an logistischen Prozessen und hygienischen Fragestellungen stellt dies eine erhebliche Herausforderung in der Planung eines Neu- oder Umbaus.
Wie die Erfahrungen der COVID-19-Pandemie gezeigt haben, beeinflussen jedoch auch sich verändernde äußere Rahmenbedingungen den Planungsprozess erheblich. Dazu zählen neben strengen Hygieneauflagen zusätzlich Konzepte und Kapazitäten für den Fall einer Pandemie, also einer länder- oder kontinentübergreifenden Ausbreitung einer Infektionskrankheit. © Fraunhofer IML
Krankenhäuser im Sinne der kritischen Infrastruktur bilden hochkomplexe Gebilde, dessen Betrieb und somit die Patientenversorgung jeder Zeit gewährleistet sein muss. Auch hier haben die Erfahrungen aus der COVID-19-Pandemie verdeutlicht, dass für die Ablaufsteuerung im Krankenhaus noch Chancen zur Verbesserung vorliegen. Insbesondere für die dynamische Personen- und Materialflusssteuerung während einer Pandemie bietet ein Krankenhausneubau erhebliche Chancen.
Das besonders hohe Gefahrenpotential während einer Pandemie, welches von sich kreuzenden Patienten- und Materialströmen ausgeht, sollte bereits im Bauplanungsprozess berücksichtigt werden. Das Fraunhofer IML unterstützt Krankenhäuser dabei, Verfahren und Maßnahmen zur intelligenten, situativen Steuerung von Personen- und Materialflüssen zu implementieren. Das Ziel hierbei ist es, ein dynamisches Leitsystem umzusetzen, welches im Pandemiefall eine möglichst kreuzungsfreie und kontaktarme Führung von Material- und Personenströmen ermöglicht. Hierdurch soll die Ansteckungsgefahr und damit die Ausbreitung der Pandemie minimiert werden.
Zur Entwicklung eines solchen dynamischen Leitsystems werden mit Predictive Analytics Methoden historische und aktuelle Lastsituationen analysiert und der Pandemieplan so an die baulichen Gegebenheiten angepasst.
Oberstes Ziel für einen Pandemieplan ist es, infektiöse und nicht-infektiöse Patienten bestmöglich zu trennen und kontaminierte Materialien auf separaten Wegen zu transportieren und zu entsorgen. Bei einer solchen Pandemieplanung werden sowohl die Phase (nahezu) ohne Regelbetrieb zu Beginn der Pandemie als auch die Bewältigung des wiederaufgenommenen Regelbetriebes parallel zur Pandemie berücksichtigt. Um auf unterschiedliche Fallzahlen reagieren zu können, erarbeitet das Fraunhofer IML mehrstufige Konzepte mit unterschiedlichen Isolierkapazitäten und Schleusenbereichen.
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Pandemieplan (schematische Darstellung)
Um die Trennung von Verdachtsfällen, infektiösen und nicht-infektiösen Patienten zu gewährleisten, wird ein umfangreiches Konzept erstellt, welches die Aufteilung der Treppenhäuser, Aufzüge, Stationen und ganzer Stockwerke im Pandemiefall und notwendige Einplanungen von Türen und Schleusen in der Bauplanung umfasst. Darüber hinaus werden Aspekte wie die Bettenaufbereitung, Müllentsorgung, Materialanlieferung und Essensversorgung betrachtet und mögliche Alternativen für den Pandemiefall aufgezeigt. Die Beratung durch das Fraunhofer IML umfasst also nicht nur bauliche, sondern auch prozessuale Faktoren. Hierbei wird nicht nur die Trennung von Material- und Patientenströmen berücksichtigt, sondern auch die Optimierung der Mitarbeiterwege.