Fünf Container sind auf der Nebenfahrbahn am Ostwall in der Dortmunder Innenstadt aufgereiht. Gut erkennbar ist das Mikrodepot durch die bunten Plakate, auf denen in großer Schrift »Straßen entlasten« und »Rad-Logistik« steht.
Mikrodepots ergänzen das bestehende Netzwerk von Logistikdienstleistern und verändern die »erste bzw. letzte Meile«. In Mikrodepots werden Sendungen umgeschlagen und ggf. zwischengelagert, wodurch der Einsatz von alternativen Fahrzeugen, wie Lastenrädern und Elektrokleinstfahrzeugen, ermöglicht wird. »Mit Mikrodepots kann eine klimafreundlichere Zustellung durch Kurier-, Express- und Paketdienstleister umgesetzt werden«, erklärt Andreas Gade, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IML an der
Umsetzung des Projekts beteiligt ist.
Das Mikrodepot wird von den Dienstleistern UPS, DPD, GLS und amazon logistics genutzt. Die Besonderheit des Dortmunder Mikrodepots ist der Multi-User-Ansatz: Das bedeutet, dass die Dienstleister eine Flächenkooperation eingegangen sind. Die Paketsendungen werden zunächst aus den regionalen Verteilzentren zum Mikrodepot gebracht. Von dort werden sie mit kleineren Fahrzeugen auf der sogenannten »letzten Meile« bis zum Empfänger transportiert. Dafür nutzen die Paketdienstleister elektrisch unterstützte Lastenräder und Elektrokleinstfahrzeuge. Diese sind emissionsfrei, leiser als konventionelle Fahrzeuge und können flexibler durch die Stadt geroutet werden, da auch Radwege mitgenutzt werden können.
Durch das starke Wachstum des Onlinehandels steigt die Anzahl der Paketsendungen an private Empfänger (B2C) und damit der Lieferverkehr. Die Logistik auf der letzten Meile befindet sich in einem Spannungsfeld von wachsendem Sendungsaufkommen, steigendem Umweltbewusstsein und wirtschaftlichen Herausforderungen. Das Mikrodepot-Konzept kann einigen dieser Probleme entgegenwirken: »Durch die gemeinsame Nutzung des Depots durch verschiedene Dienstleistern werden Fläche und Kosten eingespart«, erklärt Andreas Gade. »Die Stadt Dortmund schafft so die infrastrukturellen Voraussetzungen zur Unterstützung eines klimafreundlichen und stadtverträglichen Pakettransports.«
Das Mikrodepot ist eine von 16 Maßnahmen des Projektes »Emissionsfreie Innenstadt« in Dortmund und wird von der Europäischen Union und dem Land Nordrhein-Westfalen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt. Vor der Umsetzung erstellten die Forscher des Fraunhofer IML im Auftrag des Beratungs- und Planungsunternehmens agiplan GmbH eine logistische Anforderungsanalyse. Dafür führten sie unter anderem Expertengespräche mit interessierten Unternehmen. »Die Dienstleister haben zum Teil bereits Erfahrungen mit Mikrodepots gesammelt, aber die Umsetzung des Konzepts ist für jeden Standort eine Einzelfallentscheidung, bei der zwischen Aufwand und Nutzen abgewogen werden muss«, sagt Andreas Gade.
Nach der Anforderungsanalyse erstellten die Wissenschaftler eine Mengen- und Layoutplanung für das Mikrodepot. Dieses wurde anschließend von der DOPARK GmbH im Auftrag der Stadt Dortmund errichtet und betrieben. In den weiteren Schritten prüft die agiplan GmbH gemeinsam mit dem Fraunhofer IML Standortoptionen für einen dauerhaften Betrieb ab dem Frühjahr 2022. Auch die Gestaltung geeigneter Betriebskonstellationen ist Gegenstand der Arbeiten.
Das Mikrodepot wird bis Februar 2022 auf der Nebenfahrbahn am Ostwall betrieben. Bis dahin sammeln die Forscher am Fraunhofer IML Praxis- und Erfahrungswerte und sind für die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Mikrodepots zuständig. »Unter anderem erheben wir Kennzahlen, moderieren mehrere unternehmensübergreifende Erfahrungsaustausche und führen eine ökologische Bewertung durch«, sagt Andreas Gade.
Bisher seien die Rückmeldungen der Unternehmen positiv, berichtet Gade. Sie seien grundsätzlich mit dem Standort zufrieden, da auch Wohngebiete am Rand der Innenstadt gut erreicht werden können. Wegen der hohen Stoppdichte eignen sich die Lastenräder für diese Gebiete besonders gut.