Forschungsprojekt mit Fokus auf die Wertschöpfungskette von medizinisch wichtigen Produkten
Das Forschungsprojekt CO-VERSATILE setzt sich zum Ziel, neue Produktionsmethoden und Supply Chain Strategien zur erarbeiten, die eine Steigerung der Resilienz in der europäischen Fertigungsindustrie medizinisch relevanter Produkte ermöglichen. Dadurch sollen Konzepte entwickelt werden, die es den Partnern einer Lieferkette vom Lieferanten über Dienstleister bis zum Produzenten ermöglichen, schnell und effektiv auf eine plötzlich ansteigende Nachfrage nach strategischen, medizinischen Produkten bei zukünftigen Pandemien reagieren zu können.
Reaktionsgeschwindigkeit in Zeiten von Pandemien
CO-VERSATILE ist eines von vier geförderten Forschungsvorhaben im Zuge des EU-initiierten Covid-19-Förderprogramms für einen schnellen Aufbau der Fertigung für lebenswichtige medizinische Produkte und Geräte. Am Forschungsprojekt beteiligen sich insgesamt 21 Partner aus acht europäischen Ländern. Ziel des im November 2020 gestarteten CO-VERSATILE-Projekts ist es, die Reaktionsfähigkeit von Herstellern im Bereich lebenswichtiger medizinischer Ausrüstung zu optimieren. In diesem Zuge soll eine kritische Masse an Kompetenzen, Technologien und Dienstleistungen gesammelt und über eine spezielle Plattform verfügbar gemacht werden. Diese Strategie ermöglicht der europäischen Fertigungsindustrie, ihre Produktionskapazitäten schnell neu auszurichten und umzuwidmen, um der dringenden und plötzlichen Nachfrage an medizinischen Produkten und Geräten gerecht zu werden, die sich aus drastischen Marktveränderungen wie zu Zeiten einer Pandemie ergeben. Das Projekt wird vom Budapester Forschungsinstitut SZTAKI geleitet.
Der Digitale Technopol
Die entstehenden Services sollen auf einer Plattform weiteren KMUs zur Verfügung gestellt werden. In CO-VERSATILE wird daher ein »Digitaler Technopol« gegründet, der die Services, Anwendungen und Wissensvermittlungen der involvierten Partner zur Verfügung stellt. Im Rahmen einer Laufzeit von zwei Jahren werden die Mitglieder des CO-VERSATILE Projekts ihr Fachwissen und ihre Netzwerke nutzen, um Services und Technologien für sieben pandemiebezogene Anwendungsszenarien einzusetzen. Der hierbei angelegte »Digitale Technopol« soll es Unternehmen der Fertigungsindustrie in ganz Europa ermöglichen, eine digitale und Produktionstechnische Transformation demokratisch und effektiv anzugehen.
Das Projekt baut auf der Lean-Start-Up-Methodik auf. Anhand einer schrittweisen, zyklischen Entwicklung durch Build-Measure-Learn-Zyklen erfolgt ein resilienter Aufbau von Kapazitäten und der Reaktionsfähigkeit der Unternehmen.
Optimierung von Reaktionsgeschwindigkeit mit Hilfe eines Digitalen Technopols
Mit Hilfe eines Digital Technopols kristallisieren sich vier Hauptziele in dem Projekt heraus:
- Gewährleistung einer schnellen Reaktion auf anhaltende Notsituationen durch eine Neuausrichtung der Produktionskapazitäten.
- Einrichtung eines zugänglichen, demokratischen »Digitaler Technopol« zur Neuausrichtung der Produktionskapazitäten und der Supply Chain.
- Demonstration der 48-Stunden Reaktionsfähigkeit anhand von sieben Anwendungsfällen im industriellen Maßstab und Validierung des »Digitalen Technopols«.
- Sicherstellung der Nachhaltigkeit des Digitalen Technopols und der Verwendbarkeit für die europäische Fertigungsindustrie.
Das Forschungsprojekt im Allgemeinen und der Digitale Technopol im Speziellen stellt eine Hilfe besonders für KMUs dar, die hier von einer geführten Lösungsfindung, sowie einem profilierten Netzwerk aus Anbietern und Experten profitieren können.
Die Rolle des Fraunhofer IML:
Das Fraunhofer IML übernimmt den Aufbau von Servicekomponenten durch eine Supply Chain Simulation. Diese erlauben es, Versorgungssicherheit für medizinische Güter zu evaluieren und die Materialverfügbarkeit beim Ramp-Up der Produktion sicherzustellen.
Das Fraunhofer IML unterstützt CO-VERSATILE durch den Aufbau von spezifischen Simulations-Services zur Steigerung der Resilienz der Supply Chain. Explizit werden drei Service-Komponenten aufgebaut, die Unternehmen beim Ramp-Up in Pandemien unterstützen. Die Service-Komponenten beachten die spezifischen Ansprüche von KMU und liefern folgende Unterstützung:
- Evaluierung von Kosten und Vorlaufzeiten beim Aufbau einer europäischen Supply Chain (Gestaltung einer neuen europäischen Supply Chain)
- Evaluierung des Aufbaus einer regionalen Supply Chain als Abbild einer existierenden Supply Chain unter Beachtung pandemischer Risiken
- Identifizierung von Engpässen bei Lieferanten aufgrund einer akuten Nachfragesteigerung
Die Service-Komponenten bieten den Unternehmen Ansätze, um in pandemischen Krisensituationen die Produktion aufrecht zu erhalten oder die Supply Chain für neue Produktkategorien aufzubauen. Die Services werden den Unternehmen anhand des Digital Technopols zur Verfügung gestellt.
Partner:
Institute for Computer Science and Control; STAM S.r.l.; clesgo GmbH; University of Applied Science of Southern Switzerland; Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung; Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik; Innomine Digital Innovation Hub Nonprofit Kft; University of Westminster LBG; Instituto Technológico de Aragón; HSSMI Ltd.; EIT Manufacturing Central gGmbH; ML Engraving; Or. P. Stampi Srl; Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover; The Manufacturing Technology Center Limited LBG; IE University; SKM Aeronautics LTD; Euro Denker, S.L.; Technische Universität Wien; Deep Blue; Engineering Ingegneria Informatica S.p.A.; DEMCON advanced mechatronics Enschede BV