Corona/Covid-19
Autorinnen: Natalia Straub & Charlotte Haack, Lehrstuhl für Unternehmenslogistik LFO, TU Dortmund
Was ist passiert?
Ende 2019 wurde ein neuartiges hochansteckendes Virus (SARS-CoV-2) in Wuhan, China, entdeckt. Die daraus hervorgehende Erkrankung COVID-19 breitete sich schnell weltweit aus, sodass die WHO am 11.03.2020 die Situation als Pandemie erklärten. Die Ausbreitung des Atemwegserregers sollte durch Maßnahmen wie z.B. das Tragen medizinischer Masken, Kontaktbeschränkungen, Quarantäne von infizierten Personen oder kompletten Lockdowns verlangsamt werden. Ein Impfstoff war bereits Ende 2020 verfügbar, wodurch 2021 und 2022 weltweit Massenimpfungen stattfanden. Inzwischen (2023) besteht bei einem Großteil der Bevölkerung ein gewisser Immunschutz gegen die Krankheit und die Maßnahmen sind aufgehoben. (https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ-Liste-COVID-19-Pandemie.html?nn=16765520
Welche Auswirkungen hatte/hat die Krise?
Homeoffice und Videokonferenzen
Durch die Kontaktbeschränkungen wurden Arbeitsplätze teilweise komplett umstrukturiert. Homeoffice und Videokonferenzen wurden zur Vorschrift in den meisten Unternehmen, um Kontaktbeschränkungen zu realisieren und Ansteckungsrisiko zu reduzieren. Dadurch fielen Fahrtzeiten weg und Arbeitszeiten konnten flexibler gestaltet werden. Jedoch hatte der fehlende Kontakt zu anderen Mitarbeitenden oder Freund*innen und der ständige Aufenthalt zuhause auch negative Auswirkungen auf die Psyche. Home-Office kann nicht in allen Unternehmen eingeführt werden, vor allem Produktionsarbeiten müssen aufgrund notwendiger Maschinen und Ausstattung weiterhin vor Ort ablaufen. (Wolter, M. I. et al. 2021, S. 11; Schnelle, J.; Schöpper, H.; Kersten, W. 2021, S. 27)
„Flexible Arbeitsplatznutzung als neue Normalität Aufgrund der insgesamt deutlich sinkenden Anwesenheitszeiten im Büro und der gegenüber der Vor-Krisen-Situation stark erhöhten Nutzung von Homeoffice sowie mobiler Arbeit wird sich die flexible Nutzung von Büroarbeitsplätzen in der Breite der Organisationen etablieren.“ (Rief, S. 2021, S. 25)
Online-Handel
Die Covid-19 Pandemie sorgte für einen Sprunghaften Anstieg der Umsätze im Online-Handel (Wolter, M. I. et al. (2021), S. 16). Da viele Geschäfte zeitweise geschlossen oder nur mit Beschränkungen betretbar waren, hat sich das Kaufverhalten anhaltend verändert. Dies betraf vor allem auch die Lebensmittelindustrie. Zur Verringerung des Infektionsrisikos in Supermärkten nutzten Verbraucher zunehmend Lieferdienste, um abgepackte Lebensmittel nach Hause geliefert zu bekommen. Im Bereich der Lebensmittellogistik kamen dadurch viele neue Lieferdienste auf den Markt. (Profeta, A. et al. 2021, S. 3)
Lieferengpässe
Globale Lieferketten sorgen für eine ausreichende Verfügbarkeit von Waren aller Art. Erstmals wurde dies zu Beginn der Krise gestört, als viele Betriebe in China infolge von Lockdowns schließen mussten. Schwachstellen von Lieferketten wurden durch die Pandemie offengelegt und weltweit kam es zu Unterbrechungen der Lieferketten. (https://www.accenture.com/de-de/about/company/coronavirus-supply-chain-impact) Die fehlende Materialversorgung wirkte sich ab Mitte März 2020 auf den europäischen bzw. weltweiten Markt aus. Probleme in internationalen Lieferketten sorgten schnell für Produktionsstopps in produzierenden Unternehmen. (Humphrey, J. & Lechowski, G. (2022); Schnelle, J.; Schöpper, H.; Kersten, W. (2021), S. 27; Wolter, M. I. et al. 2021)
Erheblich von Lieferschwierigkeiten betroffene Branchen (Anfang 2022):
- Industrie (49 %)
- Handel (47 %)
- Baugewerbe (34 %)
- Dienstleistungen (21 %) (DIHK 2022)
und gesellschaftliche Notlagen. Folglich wurde die Sicherstellung dieser Lieferketten in den Fokus gestellt. (Humphrey, J. & Lechowski, G. 2022, S. 60; Schroeder, M. et al. 2021), S. 5)
Schließung der Grenzen aufgrund von Lockdowns
Auch die Abschottung der Länder voneinander sorgte für große Schwierigkeiten in der Logistikbranche. Der Flug- und Landverkehr wurden teilweise komplett lahmgelegt, sodass Warenströme verlagert werden mussten. (Schnelle, J.; Schöpper, H.; Kersten, W. 2021, S. 27)
Zukunftsorientierte Lösungsansätze
Aufbau resilienter Lieferketten
Mit Resilienz wird die Fähigkeit bezeichnet, auf ein unvorhergesehenes Ereignis möglichst schnell zu reagieren, die eigenen Prozesse anzupassen und sich von der Krise zu erholen. Die Implementierung von Resilienz entlang der Lieferketten umfasst viele verschiedene Ansätze. Angefangen beim verbesserten Risikomanagement zur systematischen Bewältigung bekannter Risiken bis zur Umstrukturierung der eigenen Prozesse existieren viele Maßnahmen für die Umstrukturierung zu einer resilienten Lieferkette. Durch die Auswirkungen der Covid-19 Krise wurden bereits oder werden zukünftig folgende Lösungsansätze umgesetzt:
· Geografische Diversifizierung der Lieferkette
· Beziehung zu Lieferanten stärken
· Prozesse in der Lieferkette automatisieren
· Transparenz in der Lieferkette erhöhen
Diversifizierung von Produktions- & Beschaffungsstandorten
Zur Verringerung des Lieferkettenrisikos sollte ein breiteres Portfolio an Anbietern gewählt und damit internationale Handelsbeziehungen diversifiziert werden. Infolge der Corona-Pandemie gewinnt das Re- bzw. Nearshoring, also die Verlagerung von Produktion/Beschaffung in das Heimatland bzw. Länder der Heimatregion vermehrt an Bedeutung. Auch eine geographische Neuausrichtung in andere Niedriglohnländer (Indien, Vietnam, Mexiko) wird angestrebt. Durch die Diversifizierung der internationalen Handelsbeziehungen kann eine erhöhte Unabhängigkeit von importierten Produkten erreicht werden und die Regionalisierung der Produktion wird gefördert.
Erhöhte Kooperation und Transparenz zwischen Partnern in der Lieferkette
Die Bereitschaft zum Teilen von Daten wie z.B. Bedarfsprognosen über digitale Plattformen sorgen für einen besseren Kenntnisstand über Lieferanten, sodass Problematiken z.B. in der Beschaffung besser hervorgesehen und auf plötzliche Ereignisse besser reagiert werden kann. Zudem kann durch ein besseres Verständnis der eigenen Partner ein besseres Matching am Arbeitsmarkt erreicht werden.
Digitalisierung
Neue Technologien ermöglichen einen leichteren Datenaustausch entlang der gesamten Lieferkette. Durch Tracking-Devices können z.B. Produkte dauerhaft geortet und nachverfolgt werden. Algorithmen in Warnprogrammen können Frühwarnsysteme in nachgelagerten Standorten bei Ressourcenknappheit oder Produktionsschwierigkeiten vorwarnen.
Lagerbestände anpassen ohne Überreaktion
Um Folgekosten zu reduzieren, sorgen Sicherheitsbestände für eine verlängerte Reaktionszeit, bevor es zu Engpässen oder einem Produktionsstopp kommt. Hier gilt es ein neues Gleichgewicht zwischen Kosten und Bestand zu finden. Eine unüberlegte Aufstockung der Bestände führt zu Überbeständen, die im Normalbetrieb eines Unternehmens ungenutzt Mehrkosten verursachen.
Zukunftsorientierte Lösungsansätze
Resilienz
Mit Resilienz wird die Fähigkeit bezeichnet, auf ein unvorhergesehenes Ereignis möglichst schnell zu reagieren, die eigenen Prozesse anzupassen und sich von der Krise zu erholen. Die Implementierung von Resilienz entlang der Lieferketten umfasst viele verschiedene Ansätze. Angefangen beim verbesserten Risikomanagement zur systematischen Bewältigung bekannter Risiken bis zur Umstrukturierung der eigenen Prozesse existieren viele Maßnahmen für die Umstrukturierung zu einer resilienten Lieferkette. Durch die Auswirkungen der Covid-19 Krise wurden bereits oder werden zukünftig folgende Lösungsansätze umgesetzt: (Deloitte 2023); Schroeder, M. et al. (2021); Wolter, M. I. et al. 2021)
Umfrage mit mehr als 1.200 Teilnehmern: Welche Maßnahmen sind am effektivsten, um Störungen der Lieferkette in Zukunft zu reduzieren?
· Geografische Diversifizierung der Lieferkette (59 %)
· Beziehung zu Lieferanten stärken (47 %)
· Prozesse in der Lieferkette automatisieren (34 %)
· Transparenz in der Lieferkette erhöhen (27 %)
(https://www.produktion.de/wirtschaft/so-veraendert-corona-die-lieferketten-106.html)
Diversifizierung von Produktions- & Beschaffungsstandorten
Zur Verringerung des Lieferkettenrisikos sollte ein breiteres Portfolio an Anbietern gewählt und somit internationale Handelsbeziehungen diversifiziert werden. (Wolter, M. I. et al. 2021) Infolge der Corona-Pandemie gewinnt das Re- bzw. Nearshoring, also die Verlagerung von Produktion/Beschaffung in das Heimatland bzw. Länder der Heimatregion vermehrt an Bedeutung. (Agility, 2023; Wolter, M. I. et al. 2021) Auch eine geographische Neuausrichtung in andere Niedriglohnländer (Indien, Vietnam, Mexiko) wird angestrebt. (Humphrey, J. & Lechowski, G. (2022)) Durch die Diversifizierung der internationalen Handelsbeziehungen kann eine erhöhte Unabhängigkeit von importierten Produkten erreicht werden und die Regionalisierung der Produktion wird gefördert.
Erhöhte Kooperation und Transparenz zwischen Partnern in der Lieferkette
Die Bereitschaft zum Teilen von Daten wie z.B. Bedarfsprognosen über digitale Plattformen sorgen für einen besseren Kenntnisstand über Lieferanten, sodass Problematiken z.B. in der Beschaffung besser hervorgesehen und auf plötzliche Ereignisse besser reagiert werden kann. (Schnelle, J.; Schöpper, H.; Kersten, W. (2021), S. 30; Deloitte 2023) Zudem kann durch besseres Verständnis der eigenen Partner ein besseres Matching am Arbeitsmarkt erreicht werden. (Wolter, M. I. et al. 2021)
Digitalisierung
Neue Technologien ermöglichen einen leichteren Datenaustausch entlang der gesamten Lieferkette. Durch Tracking-Devices können z.B. Produkte dauerhaft geortet und nachverfolgt werden und Algorithmen in Warnprogrammen können Frühwarnsysteme in nachgelagerten Standorten bei Ressourcenknappheit oder Produktionsschwierigkeiten vorwarnen. (Schroeder, M. et al. 2021)
Lagerbestände anpassen ohne Überreaktion
Um Folgekosten zu reduzieren sorgen Sicherheitsbestände für eine verlängerte Reaktionszeit, bevor es zu Engpässen oder einem Produktionsstopp kommt. (Wolter, M. I. et al. 2021) Auf der anderen Seite kann eine unüberlegte Aufstockung der Bestände infolge einer Überreaktion für negative Effekte sorgen. Es kommt zu Überbeständen, die im Normalbetrieb eines Unternehmens ungenutzte Mehrkosten verursachen. (Beisswenger, P. & Rechnagel, R. 2023), S. 21)