Embodied Carbon Footprint von Intralogistikanlagen

Hersteller werden vermehrt von ihren Kunden nach den Umweltwirkungen der von ihnen eingekauften Produkte gefragt. Ein Beispiel sind die mit der Produktion, Montage und Inbetriebnahme von Intralogistikanlagen verbundenen Treibhausgas- (THG-) Emissionen, also vorgelagerte Scope 3-Emissionen. Das Fraunhofer IML begleitet in einer gemeinsamen Studie das Technologieunternehmen TGW Logistics bei der quantitativen Bewertung seines Produktportfolios: auf Ebene der Produkte, Produktgruppen und individueller Anlagen.

Der Product Carbon Footprint (PCF) einer Intralogistikanlage quantifiziert die Gesamtmenge der THG-Emissionen, welche die Anlage und die darin verbauten Module während ihres gesamten Lebenszyklus verursachen. Der Lebenszyklus der Anlage beginnt dabei mit der Beschaffung der Rohstoffe und geht über die Herstellung von Bauteilen und Komponenten, über die Montage und Inbetriebnahme, die eigentliche Nutzung z. B. als hochautomatisiertes Lager bzw. Distributionszentrum, über ein mögliches Retrofitting bis zur Demontage und schließlich zum Recycling bzw. End-of-Life der Anlage mit ihren Komponenten und Materialien.

Bei der Berechnung eines Embodied Carbon Footprints werden die in der Herstellungsphase bis einschließlich der Inbetriebnahme der Anlage verursachten THG-Emissionen fokussiert, also alle aus Sicht des Anlagenbetreibers vorgelagerten THG-Emissionen.

Aufgrund der Vielfalt intralogistischer Module und Anlagenkonfigurationen hat TGW Logistics zu Beginn der gemeinsamen PCF-Studie ein repräsentatives Produktportfolio eingegrenzt. Dies ermöglicht es dem Intralogistik-Spezialisten, zukünftig eine Vielfalt von Kundenprojekten abbilden und potentielle externe Anfragen beantworten zu können. Gleichzeitig halten wir den Aufwand bei Datenaufnahme und Bewertung in einem realisierbaren Rahmen.

Für das ausgewählte Produktportfolio werden auf Produktebene sinnvolle Auslegungsparameter gewählt und entsprechende Stücklisten für eine Basiseinheit des jeweiligen Produkts (z. B. x Meter Förderstrecke, ein Regalbediengerät oder x Stellplätze) erstellt. Vereinfachend kann diese Stückliste materialbasiert ausgewertet werden, d.h. es wird eine Aufstellung der Menge an einzelnen Metallsorten, Kunststofftypen, elektrischen Komponenten u.a. erarbeitet. Mit lizenzpflichtigen, international anerkannten Ökobilanz-Datenbanken wie ecoinvent® und GaBi® sowie der Bilanzierungssoftware Umberto® modellieren wir vorgelagerte Lieferketten, (Vor-) Montageschritte und die damit verbundenen THG-Emissionen. Sofern relevante Verbräuche nicht produktspezifisch gemessen werden können, was unserer Erfahrung nach häufig der Fall ist, werden gemeinsam sinnvolle und zukünftig reproduzierbare Allokationsschlüssel für die Zuordnung von Standortverbräuchen (z. B. Strom) auf Produktebene ermittelt. Im Falle von komplexen Logistikanlagen wird die Anlage in seinen Einzelteilen vormontiert zum eigentlichen Einsatzort transportiert und dort endmontiert sowie in Betrieb genommen. Die mit diesen Montage- und Inbetriebnahmeschritten verbundenen THG-Emissionen werden ebenfalls in der Modellierung berücksichtigt.

In der gemeinsamen PCF-Studie wird nicht nur eine exemplarische Intralogistikanlage modelliert, sondern vielmehr ein Ansatz erarbeitet, mit welchem über Basismodule relevante Größen und Konfigurationen unterschiedlicher geplanter oder bereits bestehender Anlagen skaliert und die

THG-Emissionen auf Anlagenebene berechnet werden können. Im Ergebnis erhält TGW Logistics einen spezifischen Kalkulator mit Hilfe dessen das Technologieunternehmen dann Intralogistikanlagen aus geplanten und realisierten Kundenprojekten über vereinfachte Eingabedaten selbst skalieren, einem Aufstellungsland zuordnen und den Embodied Carbon Footprint berechnen kann. Eine spätere Erweiterung, Aktualisierung oder Detaillierung des Carbon Footprint Modells und des Kalkulators wird mitgedacht, damit auch zukünftig neue Produkte in das Portfolio aufgenommen, Updates der zugrundeliegenden Datenbanken berücksichtigt und potentielle Produktentwicklungen (z. B. alternative Materialien, Lieferanten) abgebildet werden können.

Weitere Informationen:

Intralogistik-Lösungen & Logistik-Automatisierung / TGW Group

Fraunhofer IML - Maschinen und Anlagen

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